Rezension zu Die Königliche (Kristin Cashore)

"Teddy", sagte Bitterblue, "du hast mir mal gesagt, dass du ein Buch der Wörter und außerdem ein Buch der Wahrheiten schreibst. Ich würde gern dein Buch der Wahrheiten lesen."
Teddy grinste erneut. "Wahrheiten sind gefährlich", sagte er. 

"Warum schreibst du sie dann in ein Buch?" 

"Um sie zwischen den Seiten zu fangen", sagte Teddy, "und sie einzusperren, bevor sie verschwinden." "Wenn sie gefährlich sind, warum sollten sie dann nicht verschwinden?" 

"Weil Wahrheiten, die verschwinden, Leerstellen hinterlassen, und das ist auch gefährlich."






Inhalt: 


"Seit dem Tod ihres tyrannischen Vaters ist Bitterblue die alleinige Herrscherin eines ganzen Königreichs. Während sie langsam in ihre Aufgabe hineinwächst, muss sie sich unausweichlich der Vergangenheit stellen: Wer war ihr Vater, König Leck, wirklich? Was gehört zu den Lügengebäuden seiner Herrschaft und was ist tatsächlich die Wahrheit? Für ihre Nachforschungen schleicht sich Bitterblue Nacht für Nacht verkleidet aus dem Schloss, schließt unter falschem Namen ungewöhnliche Freundschaften in den Straßen und Wirtshäusern und verstrickt sich ihrerseits in ganz neue Lügen."


Meine Meinung: 


"Die Königliche" stellt eine Zusammenführung der ersten beiden Bücher der Graceling-Trilogie und damit den letzten Band dieser Reihe dar.

Der Leser wird dabei eine wirre Welt aus Lug und Betrug katapultiert, deren Netz durch Kristin Cashores wunderbaren Erzählstil den Leser kaum loslässt.

Ich muss sagen, dass ich durch die Zusammenführung und damit einhergehende Aufgreifung von Personen, Ereignissen usw. aus dem ersten und zweiten Teil anfangs etwas überfordert war, da ich die einzelnen Bücher jeweils mit seeeeeehr großem zeitlichen Abstand gelesen habe (Den ersten Band "Die Beschenke" vor ganzen 7 Jahren!!!). 
Aber ich konnte mich noch immer vage an die wichtigsten Ereignisse erinnern und denke, dass die Handlung und das Zusammenführen der ersten beiden Büchern mit den unterschiedlichen Menschen und Ländern mit weniger großen Zeitabständen noch genialer gewesen wären. 

Die gesamte Story ist einfach extrem gut durchdacht, denn endlich fügen sich die einzelnen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammen und eröffnen dem Leser all die Hintergründe und angedeuteten Ereignisse aus den vorherigen Teilen.
Ich war zu Beginn des zweiten Buches z.B. wahnsinnig enttäuscht und überrascht, dass die Handlung nicht an den ersten Band anschließt, sondern in einer ganz anderen Welt mit ganz anderen Menschen spielt. Dass die Autorin es so gelungen umzusetzen wusste, diese beiden Teile durch den dritten Band zu verbinden und damit einen Sinn zu schaffen finde ich einfach großartig.

Insgesamt ist der Schreibstil von Kristin Cashore wirklich unglaublich fesselnd und hat mich in jedem der Bücher sofort in die Handlung gerissen und mich nicht mehr losgelassen. 


Auch in diesem Teil, fühlt man sich so durch die entspannte und natürliche Erzählweise Bitterblue sofort nahe und kann sich extrem gut in sie einfühlen.
Auf mich wirkte sie noch etwas kindlich und naiv, was aber sehr gut zu ihrer Rolle als junge Königin die bewusst aus bestimmten Themen herausgehalten wird, bzw. die an ihrem eigenen Hof belogen wird, passte.

Auch die anderen Charaktere, besonders die die man aus "Die Beschenkte" schon kennt und die hier wieder auftauchen, sind mir allesamt sehr sympathisch gewesen und wirken sehr lebensecht. 
Durch die vielen lebensechten und manchmal lustigen Dialoge, fühlte  sich die Handlung durchgehend noch realer an. 



Ich finde es besonders interessant, dass es in diesem Buch quasi keinen richtigen Gegenspieler/Bösewicht gibt, denn diese Rolle wird von Bitterblues verstorbenen Vater eingenommen. König Leck ist dabei durchweg im Buch präsent, was durch das stöbern in seiner und Bitterblues Vergangenheit besonders verstärkt wird. Damit wird der wahre Gegner im Buch die Bewältigung der schrecklichen Vergangenheit und der Erinnerungen der verschiedenen Menschen, denn im Laufe der Handlung wird klar, dass Leck eine fürchterliche Schreckensherrschaft ausgeübt hat und dass noch immer unzählige Menschen darunter leiden.

Das mittelalterliche Setting im Buch hat mir super gefallen, und ganz besonders die Erkundung des riesigen Schlosses, mit all seinen Labyrinthen und Geheimgängen war sehr spannend. 

Natürlich haben mich die verschiedenen Beschenkten (Menschen die im Laufe ihres Lebens zwei verschiedenfarbige Augen bekommen und in einem bestimmten Bereich / einer bestimmten Fähigkeit mit außergewöhnlichen Talenten "beschenkt" sind)  wieder hellauf in Begeisterung versetzt, da ich diesen Gedankengang und die Idee die dahinter steckt einfach toll finde.  





Fazit:  


Die Königliche war ein toller Abschluss einer wirklich tollen Buchreihe, die ich jedem Leser aus dem Fantasy Genre nur wärmstens empfehlen kann! Ich würde aber allen Lesern der Reihe raten, diese in einem Stück zu lesen, damit die Zusammenführung der Handlungsstränge im dritten Teil ohne Lücken funktioniert. 

Insgesamt war die gesamte Trilogie super toll geschrieben und die Gesamtstory ist einfach unglaublich! Dabei hat mir aus der Reihe der zweite Band - die Flammende - am besten gefallen.

Ich bewerte "Die Königliche" mit 9/10 Punkten!

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